Einen Blick in die Zukunft wagen
Eröffnung weiterer Stationen auf dem Kunststoff Bildungspfad
Bereits letztes Jahr wurde der erste Teil des Kunststoff Bildungspfades am Max-Planck-Institut für Polymerforschung eröffnet. Mit der Fertigstellung der letzten zwei Stationen mit weiteren Exponaten am 30.09.2022 kann nun der komplette Bildungspfad besucht und ausprobiert werden. Die Exponate bieten Einblick in verschiedene Forschungsprojekte des Max-Planck-Instituts für Polymerforschung (MPI-P) in Mainz und betrachtet die Rolle von Polymeren in der Zukunft.
Zwei der Exponate der Station „Forschung“ zeigen, wie in verschiedenen Bereichen, z. B. der Industrie und Medizin, Grundlagenforschung einen entscheidenden Beitrag leisten kann. So werden Polymere unter anderem in der personalisierten Medizin eingesetzt, die im Bereich der Krebstherapie von großer Bedeutung in den kommenden Jahrzehnten sein wird. Ein weiterer Anwendungsbereich sind z. B. polymerbasierte Filtermembrane für die Wasseraufbereitung.
Die Station „Vision“ wurde in Zusammenarbeit mit dem „Zukunftsinstitut“ entwickelt. Dieses beobachtet und präsentiert seit Jahrzehnten Megatrends, die unsere Gesellschaft prägend beeinflussen werden oder dies bereits tun. Bei dieser finalen Station des Pfades wird eine Karte, die einem U-Bahn-Plan ähnelt, gezeigt, die diese Megatrends visualisiert: Beispielsweise werden dem Überbegriff „Mobility“ Themen wie autonomes Fahren, Shared Mobility und Bike Boom untergeordnet.
Nach der offiziellen Eröffnung des fertiggestellten Bildungspfades durch die Initiatorin Prof. Katharina Landfester und die geschäftsführende Direktorin des MPI-P, Prof. Tanja Weil, lag das Augenmerk der Veranstaltung weiterhin auf dem Blick in die Zukunft der Polymere/Polymerforschung. Eine interdisziplinäre Diskussion mit Prof. Tim Henning vom Philosophischen Seminar der Uni Mainz und Prof. Landfester auf dem „Roten Sofa“ beschäftigte sich mit dem Themengebiet der Nanomedizin.
Beide diskutierten Chancen und Risiken dieser Entwicklung im Hinblick auf die Möglichkeiten der Krankheitsdiagnose und Therapie sowie die kritische Auseinandersetzung mit der Frage nach dem Eingreifen in den menschlichen Körper mit der Gen-Schere „Crisp“. Während diese Gen-Schere bereits in der Landwirtschaft Anwendung findet, indem Pflanzen gentechnisch optimiert werden, ist der Einsatz in der Medizin noch umstritten. So schloss Frau Landfester den kontroversen Dialog mit den Worten, dass „Ethik bei der Forschung, seien die Chancen noch so verlockend, immer mitgedacht werden muss“.
Ein weiterer Programmpunkt der Veranstaltung war die humoristische Einlage der Schauspieler der Science Show „Forschperspektive“. Zwei „Zukunftsforscher“ eines fiktiven Forschungsinstituts traten beim Walk-Act mit den Gästen in Interaktion und hielten ihnen „flüchtige Nanopartikel“ unter die Nase, demonstrierten mit vollem Körpereinsatz, wie sich teilkristalline und amorphe Polymerstrukturen regelrecht anfühlen oder führten auf der Bühne das äußert beeindruckende Modell zur Implementierung eines „Nano-Ohrwurms“ vor.
Der Kunststoff Bildungspfad greift eine Vielzahl aktueller Themen auf, bezieht Stellung zu Problemfeldern, die nach wie vor mit Kunststoffen in Verbindung gebracht werden und möchte mit dem Vorurteil aufräumen, Kunststoff sei per se „böse“.
Mit Hilfe größtenteils interaktiver Exponate erhalten die Besucher Einblick in die Komplexität der Polymerforschung und der zahlreichen Anwendungsgebiete im Alltag, in der Industrie und der Medizin. Alle interessierten Personen sind eingeladen, den Kunststoff Bildungspfad zu besuchen. Das MPI-P bietet auf Nachfrage Führungen für alle Interessierten an, mit einem besonderen Fokus auf Schulklassen ab der 7. Jahrgangsstufe.